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Feuerwehr beim Kühlen des Tanks |
Niedersachsen (CS) - Bereits gestern Abend kam es in Bad
Fallingbostel zu einem Zwischenfall in einer Lebensmittelfabrik der Firma
Kraft. (produziert unter anderem Milka Schokolade, Oreo, Toblerone, belivita
oder Jacobs.) Mitarbeiter füllten bei Reinigungsarbeiten versehentlich in einen
mit 14.000 Litern Natronlauge gefüllten Tank zusätzlich 10.000 Liter
Salpetersäure. Da Säuren und Laugen miteinander reagieren, wurde am frühen
Abend mit dem Abpumpen begonnen, um die Chemikalien zu trennen. Dabei entstand
durch Reaktion der Stoffe - eine sogenannte Neutralisationsreaktion (Reaktion
zwischen Säure und Lauge, die Stärke der Reaktion ist von der Konzentration und
der Menge der Stoffe abhängig) - eine giftige Wolke. Deshalb wurde am Abend die
Produktion im Werk gestoppt und es wurde daraufhin Katastrophenalarm ausgelöst.
Das bedeutete Lautsprecherdurchsagen, Meldungen im Radio und im Internet. Das
gesamte Werksgelände sowie die Umgebung wurden evakuiert. Rund 250
Kraft-Mitarbeiter und mehrere Hundert Bewohner eines Wohngebiets wurden mit
Bussen in die Heidemark-Halle in Bad Fallingbostel gebracht. Der Bahnverkehr
auf der Regionalstrecke Soltau - Walsrode wurden eingestellt und die A7 im
Bereich Walsrode in beiden Richtungen voll gesperrt. Die Gaswolke sei beim
Einatmen und bei Hautkontakt gesundheitsgefährdend, teilte die Feuerwehr mit.
Später am Abend erweiterten Polizei und Feuerwehr das Evakuierungsgebiet auf
einen Radius von 500 Metern um das Werk. Weitere Menschen, insgesamt rund
1.200, mussten in Notunterkünfte ausweichen.
Die Lage schien am Abend dann unter Kontrolle. In den frühen Morgenstunden
verschärfte sich die Lage dann allerdings wieder. In dem Tank stieg die
Temperatur stark von ca. 30°C auf ca. 100°C an, was auf eine weitere
Neutralisationsreaktion schließen lässt. Die Einsatzkräfte befürchteten, dass
der Tank der Hitze nachgibt und eine zweite giftige Wolke freigesetzt wird. Aus
Sicherheitsgründen wurde das Gelände geräumt und nur wenige, mit
Sicherheitsanzügen ausgestatte Einsatzkräfte blieben im Gefahrenbereich um den Tank
zu kühlen.
Inzwischen kann mit dem Abpumpen der Lauge begonnen werden um die Stoffe
wieder zu trennen und weitere Reaktionen zu vermeiden. Da sich die
Einsatzkräfte alle 20 Minuten abwechseln müssen, wurden auch die
Spezialfahrzeuge aus dem Landkreis Harburg alarmiert. Wann genau der
Katastrophenalarm aufgehoben wird ist noch unklar.
Update: Der Katastrohenalarm wurde inzwischen durch die Feuerwehr aufgehoben. Die Lage ist inzwischen unter Kontrolle, weitere Reaktionen im Tank sind unwahrscheinlich. Die Menschen können teilweise in ihre Wohnungen zurück.
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